Bijou

Bijou

Kurze Anleitung zur Zubereitung des Bijou-Cocktails

Zutaten:
– 30 ml Gin
– 30 ml süßer Wermut (z.B. Carpano Antica Formula)
– 30 ml grüner Chartreuse
– 1-2 Dash Orange Bitters
– Zitronenzeste

Zubereitung:
1. Alle Zutaten mit Eis in ein Rührglas geben.
2. Gut verrühren (etwa 20–30 Sekunden lang, bis der Drink schön gekühlt ist).
3. In ein gekühltes Coupé-Glas abseihen.
4. Mit einer Zitronenzeste garnieren.

Das war’s – du hast jetzt einen Bijou vor dir!


Detaillierte Tipps und Tricks für den Bijou

Die Zubereitung klingt zwar simpel, aber es gibt einige entscheidende Details, die diesen Cocktail von „okay” zu „wow” bringen können. Nehmen wir uns die einzelnen Komponenten mal etwas genauer unter die Lupe.

1. Die Spirituosenwahl:
Gin: Ein klassischer London Dry Gin funktioniert bestens, aber je nach Vorliebe kannst du auch einen weicheren Old Tom Gin verwenden. Der Gin darf ruhig Charakter haben, denn neben dem intensiven Chartreuse sollte er nicht untergehen. Persönlich finde ich, dass zu florale Gins (etwa ein Gin mit zu viel Lavendel oder Rosenaroma) den Cocktail schnell überfrachten können.

  • Süßer Wermut: Die Wahl des Wermuts entscheidet ganz stark über die finale Süße des Cocktails. Ein komplexer, würziger Wermut wie der Carpano Antica ist eine Bank, da er mit den kräuterigen Noten des Chartreuse unglaublich gut harmoniert. Hast du eher einen leichteren Wermut zur Hand, kann etwas weniger Wermut und ein Hauch mehr Gin ausbalancieren.

  • Grüner Chartreuse: Hier sparst du besser nicht. Grüner Chartreuse ist teuer, aber seine Kräuterkomplexität ist essenziell für den Drink. Der Cocktail lebt von dieser wuchtigen Kräuternote, die Chartreuse mitbringt – über 130 Kräuter und Pflanzen stecken in dem Elixier – wirklich ein mächtiges Zeug, das den Bijou erst so richtig spannend macht.

2. Bitters und Zeste:
– Ein paar Tropfen Orange Bitters bringen eine feine Frische in den Drink, die sonst fehlen würde. Die Bitters wirken hier wie ein Verbinder zwischen allen Komponenten.
– Die Zitronenzeste am Ende wird über dem Drink ausgedrückt (achte darauf, dass du die Öle von der Schale möglichst direkt in den Drink sprühst) und legt sich dann entweder oben auf oder wird entfernt. Die Öle der Zeste sorgen für einen tollen Kontrast und runden das Geschmackserlebnis ab.
– Kein Zuckerrand, kein unnötiger Firlefanz. Simpel und elegant.

3. Rühren statt schütteln:
– Der Bijou wird gerührt, nicht geschüttelt. Das Schütteln würde unnötig Luft in den Drink bringen, ihn trüb machen und seine schwerwiegende, seidige Textur ruinieren. Außerdem ist das eine ganz schöne Wucht-Combo aus Wermut, Chartreuse und Gin – zu viel Wasser vom Schmelzen des Eises sollte vermieden werden.

4. Balance finden:
– Der Bijou ist ein ziemlich intensiver und fingerzeigender Cocktail, der nicht jedem sofort gefallen könnte – vor allem wenn du zum ersten Mal auf Chartreuse triffst. Falls dir das „bitter-kramerige“ Kräuterprofil zu heftig ist, kannst du mit der Menge des Chartreuse ein wenig spielen. Ein Verhältnis von 2:2:1 (mit weniger Chartreuse) mildert den Effekt, behält aber den Charme bei.


Geschichte und Herkunft des Bijou-Cocktails

Der Bijou-Cocktail hat seine Wurzeln tief in der Cocktailgeschichte – er stammt aus der Zeit um 1900, als das „Golden Age of Cocktails” auf seinem Höhepunkt war. Erfunden wurde der Bijou vom berühmten Barkeeper Harry Johnson, denn er tauchte erstmals in seiner „New and Improved Bartender’s Manual” von 1900 auf. „Bijou“ bedeutet auf Französisch „Juwel“, und das ist kein Zufall: Der Cocktail soll die Farben von drei verschiedenen Edelsteinen repräsentieren – der grüne Chartreuse steht für einen Smaragd, der süße, rote Wermut für einen Rubin, und der klare Gin für einen Diamanten. Eine sehr poetische Herleitung für einen Drink, wie ich finde – fast kitschig, aber irgendwie charmant.

Die ursprüngliche Rezeptur war ein wenig anders: Gleich viel von jeder Zutat und dazu eine Cocktailkirsche als Garnitur. Das heutige Standardrezept wurde von Bartender-Legenden und modernen Mixologen leicht abgewandelt, um die starke Süße des Originals auszubalancieren. In vielen Bars wird der Bijou inzwischen sogar ohne die Kirsche serviert, was den Drink deutlich erwachsener wirken lässt.

Verwandte Cocktails:
Der Bijou steht in einer Linie mit anderen klassischen Spirit-Forward-Cocktails, die überwiegend aus starken Spirituosen bestehen und auf Zucker verzichten. Zum Beispiel ist er verwandt mit dem Negroni, auch wenn dieser erst viel später populär wurde und eine „breitere“ Palette an Zutaten wie Campari enthält. Außerdem hat er Ähnlichkeiten mit dem Martinez, einem Vorfahren des Martini, der ebenfalls Gin, roten Wermut und Bitters verwendet – auch hier handelt es sich um einen Drink, der Zeit und Sorgfalt beim Genießen verlangt.

Für mehr Infos kannst du dich auf dieser Wikipedia-Seite einlesen – falls du tiefer in die Historie eintauchen möchtest.


Fazit: Der Bijou ist nichts für den schnellen Genuss zwischendurch, sondern ein bewusster Schluck, der auf einem gerüttelten Maß an Balance und Achtsamkeit basiert. Man trinkt ihn nicht „mal eben“ nebenbei, sondern lässt ihn wirken – und am besten mit einem ruhigen Moment. Probier’s aus, vielleicht wird es ja dein neuer Lieblingscocktail.

Kommentar verfassen

Nach oben scrollen