Brooklyn

Brooklyn

Kurze Anleitung für den Cocktail „Brooklyn“

Zutaten:
– 50 ml Rye Whiskey
– 20 ml trockener Wermut
– 10 ml Maraschinolikör
– 5 ml Amer Picon (oder eine andere Bitter-Alternative)

Zubereitung:
Alle Zutaten mit Eis in einem Rührglas gut vermischen, bis sie gekühlt sind. In ein gekühltes Cocktailglas abseihen. Keine Garnitur notwendig, aber eine Zitronenzeste wäre bei Laune möglich.


Detailierte Tipps zum Cocktail

Jetzt, wo du das grobe Rezept hast, lass uns mal ein paar Feinheiten durchgehen, die aus einem einfachen „Brooklyn“ einen wirklich guten „Brooklyn“ machen.

Whiskey

Beginnen wir mit dem Whiskey. Rye ist hier vorgeschrieben, und das hat auch seinen Grund. Rye Whiskey hat einen leicht würzigen Charakter, der diesem Drink seine Struktur gibt. Ein zu süßer Bourbon würde hier möglicherweise die Balance verschieben. Dennoch, wenn du experimentierfreudig bist, könnte ein gut gewählter Bourbon interessant sein, aber dann wäre es strenggenommen nicht mehr der klassische „Brooklyn“.

Der Wermut

Der trockene Wermut sorgt für die Frische und etwas Säure. Hier ist es wichtig, einen hochwertigen, frischen Wermut zu verwenden. Wermut altert recht schnell, und wenn er einmal abgestanden ist, schmeckt er weniger nach seinen aromatischen Kräutern und mehr nach… naja… altem Schnaps. Halte ihn im Kühlschrank und verbrauche ihn zügig. Ein Favorit von vielen Profis ist der französische Noilly Prat oder Dolin Dry. Nicht zu süß, nicht zu schwer — genau richtig für diesen Drink.

Maraschino

Maraschinolikör kommt eher in kleinen Mengen, hat aber eine starke, süß-bittere Kirsch- und Mandel-Note. Zu viel davon, und dein „Brooklyn“ fühlt sich an wie ein Spaziergang über einen Jahrmarkt — Zuckerwatte inklusive. Kontrolle ist hier das Zauberwort.

Bitterkomponente: Amer Picon

Guter alter Amer Picon, der bittersüße französische Likör, war früher in jeder gut sortierten Bar zu finden. Heute ist er schwerer zu bekommen als eine gut funktionierende WLAN-Verbindung in einem Zug der Deutschen Bahn. Wenn du keinen Amer Picon findest, kannst du ihn durch etwas Angostura Bitter in Kombination mit Grand Marnier oder einem orangenbetonten Amaro ersetzen. Die Bitternoten helfen, den Drink zu erden und den süßeren Likör im Zaum zu halten.

Übung macht den Drink

Nicht vergessen: Einen Cocktail richtig zu rühren ist eine Kunst für sich. Du willst den Drink herunterkühlen, ohne ihn zu verwässern. Je länger du rührst, desto verdünnter wird er, also teste es immer wieder mal, bis du das Gefühl kriegst. Es ist eine Balancefrage — wie so oft im Leben. Ein Timer auf dem Handy kann da helfen, oder einfach Erfahrung und Fingerspitzengefühl.


Die Geschichte des Brooklyn

Jetzt, wo dein Cocktail vor dir steht (hoffentlich perfekt balanciert), lass uns kurz eine Reise in die Vergangenheit machen. Der „Brooklyn“ gehört zur gleichen Familie wie der berühmtere „Manhattan“ — beide Städte-Cocktails (was die New Yorker wahrscheinlich lieben, weil sie sich immer schon gegenseitig übertrumpfen wollten).

Er entstand Anfang des 20. Jahrhunderts, in einer Zeit, als Cocktails in großen Städten zum Symbol für Raffinesse und Urbanität wurden. Der „Brooklyn“ ist allerdings das weniger bekannt gewordene, aber mindestens ebenso interessante Geschwisterchen des „Manhattan“. Während der „Manhattan“ eher mit rotem, süßem Wermut überzeugt und eine deutliche süß-bittere Note hat, ist der „Brooklyn“ etwas trockener und facettenreicher, dank der Kombination aus trockenem Wermut und Maraschinolikör. Du kannst sagen, der Manhattan trägt einen Smoking, der Brooklyn ein schickes Sakko, aber mit offener Kragenknopf.

Was den Amer Picon angeht: Ursprünglich war der Picon im klassischen Rezept ein fester Bestandteil, aber in den USA ist er irgendwann ziemlich rar geworden. Deshalb gibt es in vielen modernen Bars Alternativen und „Tweaks“.

Wenn dich die Familie der „Manhattans“ interessiert (geographisch wie kulinarisch), solltest du dir auch den „Red Hook“ anschauen, der noch einen Schritt weiter nach Brooklyn hineinführt, oder den „Greenpoint“, der sich ebenfalls aus der gleichen „Cocktail-Dynastie“ entwickelt hat.

Für mehr historische Kontextinformationen, kannst du dich auch auf Wikipedia über den Brooklyn Cocktail informieren.


Bonustipp

Sei ehrlich mit dir selbst: Der „Brooklyn“ ist kein Cocktail für Anfänger. Wenn du ihn liebst, bedeutet das, dass dein Geschmackssinn wahrscheinlich schon jenseits der süßen Mojitos oder Piña Coladas gewachsen ist. Also wenn dir ein Freund beim Verkosten sagt, „das ist aber bitter“, kannst du gerne schmunzeln und ihm sagen, dass er noch ein paar Cocktails mehr durchprobieren muss – wie ein Wirtschaftsinformatiker durch neue Programmiersprachen.

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